Sonntag, 19. August 2012

Hyperventilieren

Ich will sie nicht enttäuschen. Nicht schon wieder. Ich habe meinen Vater schon zu oft enttäuscht. Nicht auch noch meine Mutter. 
Sie hat mir schon so oft gedroht mich in ein Heim zu stecken. Nie hab ich ihr geglaubt. Bis das Jugendamt kam und mir meine letzte Chance gab. Ein Berufsschuljahr. 
Wenn ich es erfolgreich abschliesse und einen anschliessende Lehrstelle habe, dann ist es geschafft. Falls ich es schaffe. 
Nur weiss ich nicht einmal, wann morgen die Schule anfängt. Halb 8? Halb 7? Welches Klassenzimmer? Was muss ich mitnehmen? Ich weiss es nicht. Ich habe keinen Brief bekommen und auf der Homepage steht nichts. Ich bin hilflos. Anrufen und nachfragen hab ich verpasst.
Ich habe solche Angst. Zum Teufel?! Was würdest du mir raten, Papa? 
Ich denke, dass er mich um 6 Uhr hinfahren und mir helfen würde. 
Ich bin verloren. Scheisse. 

Sincerely, T.

Dienstag, 7. August 2012

Unverständnis

Sie versteht es nicht. Genau, wie die anderen, denen ich versucht habe es zu erklären. 
Meine Mutter kann einfach meinen Gedankengang nicht nachvollziehen. Ich muss etwas sehen, um eine logische Schlussfolgerung zu bilden. Ich kann Dinge nicht in meinem Kopf lösen. Ich muss es vorher aussprechen oder aufschreiben. Genau aus diesem Grund, schreibe ich so viele Texte. Um meinen Gedankengang zu verstehen und mir selbst Fragen zu beantworten. 
Ich habe es ihr gerade wieder einmal erklärt. Eine halbe Stunde Zeit geopfert und ich dachte, dass sie es jetzt endlich nachvollziehen kann - doch nein. 
Ihr Freund ist zur Mittagspause nach Hause gekommen und fand wieder einen Weg, um mich zum schreien wütend zu machen. Ich versuchte, dass vorhin zu erklärte in einen Kurzfassung zu bringen und es ihm zu sagen, doch er blockte ab. 
Da versuchte es meine Mutter. Einen kurzen Moment fühlte ich mich erleichtert über ihre Hilfe, da realisierte ich ihren Tonfall. Diesen Tonfall, der klang, als wäre ich ein 5-jähriges Kind, dass man besänftigen muss, indem man sein Märchen erzählt und es so glücklich macht. 
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Gedanken kreisten. Meine Konzentration war bei ihr, ihrem Freund, dem Radio, der Katze und dem Auto draussen zugleich. Trotzdem drängte sich der Schmerz über das eben gehörte in den Vordergrund. Ich blendete den Zeitung lesenden Freund, die fressende Katze, das vorbeifahrende Auto, OneRepublic mit Secrets aus dem Radio und meine Mutter aus und versuchte mich darauf zu konzentrieren nicht gleich davonzulaufen, zu schreien oder zu weinen. Ich weiss nicht, was ich lieber gemacht hätte. 
Ich stand auf und sie sagte: "Halt. Ich erklär's ihm doch nur." Ich riss mich zusammen, drehte mich um und antwortete ihr mit: "Ja, aber nicht dieser Tonfall." 
Mit schnellen Schritten brachte ich Platz zwischen mich und der Küche und rauschte in mein Zimmer. Meine Tränen kamen mir schon vor der Zimmertür. Ich betrat das Zimmer, machte mit peinlicher Sorgsamkeit die Tür zu und liess mich auf das Bett fallen. Ich zog mein Kissen an mich, während meine Tränen, wie ein Wasserfall flossen. 
Dieser Schmerz, als ich merkte, dass sie mich und meine Art ein weiteres Mal nicht verstand. Unbeschreiblich. 
Immer sagt sie, dass meine Schwester halt anders ist, sieht aber nicht, dass auch ich anders bin und denke. Ich bin ja hochbegabt. Ich kann ja denken, wie ein Erwachsener und sehe alles logisch. Ich muss vernünftig sein und wie ein normaler Mensch. 
Doch, mein überdurchschnittlicher IQ macht auch, dass ich Dinge anders sehe. Es gibt aber auch Dinge, die ich nicht verstehe. Manchmal einfach so oder dem Alter abhängig. Niemand kann das nachvollziehen. Man fühlt sich unverstanden. Man fühlt sich allein. 

Sincerely, T.