Dienstag, 15. Januar 2013

I've Got The Devil On My Shoulder!

Ich stritt heute Morgen, vor meinem Motorradunfall, vor der Schule, frisch nach den Albträumen, mit meiner Mutter. Wieso? Ich selbst begreife es auch erst jetzt. 
Ich habe sie zur Rede gestellt und ihr erklärt, dass ich ihren Freund nicht in unserem Haus akzeptieren kann. Er will den Platz meines Vaters zwar nicht einnehmen, dennoch tut er es. Ich erklärte ihr, wie sehr es mich jeden Morgen verletzt. Wie sehr es an meinen schwindenden Kräften zehrt. 
Unser Gespräch artete aus. Sie warf mir vor, dass ich ihn nur als Ausrede verwende, um sie zu hassen. Ich verstand nicht. Dann schrie sie mich an und sagte, dass sie mich doch schon lange verloren hat und nun Niemanden mehr hat. Auch jenes konnte ich nicht nachvollziehen, da ich doch immer da war. Mit aller Kraft, die ich hatte. 
Dennoch war das der Moment, in dem ich merkte, wie sehr ich meinen Vater vermisse. Ich habe nie meine gesamte Trauer rausgelassen. Ich fing an zu weinen. Seit langem konnte ich wieder weinen. Ich liess es  raus und begriff mit jeder Träne, dass mein Vater nie zurückkommen wird. Ich hatte immer das Wunschdenken, dass wenn ich am Morgen aufstehe mein Vater in der Küche sitzt und Kaffee trinkt. Ich würde mich mit einer Tasse heisser Schokolade zu ihm setzen und ihn fragen, wie es ihm denn geht. Wir würden reden, bis ich mich wieder sputen muss, damit ich den Bus nicht verpasse. 
Was mich jedoch jeden Morgen in der Küche erwartet ist ein alter Mann, der meinem Vater nicht im Geringsten gleicht. Er wechselt keinen Ton mit mir und raucht unsere ganze Küche zu. Am liebsten hat er es, wenn man ihn gar nicht anspricht. Der Partner meiner Mutter. An meines Vaters Platz. 
Jeden einzelnen Morgen schmerzt es. Jeden verdammten Morgen muss ich mir das antun. Das ist, als würde man auf seinen Geburtstag ein Stück Kohle bekommen. Dreckigschwarze Kohle. 
Alle Wünsche und Träume sind zerstört. Am liebsten will ich an solchen Tagen, an denen es mir wieder stärker bewusst wird, einfach nur zurück in mein Zimmer gehen, mich in meine Decke einkuscheln und weinen. Weinen, bis ich nicht mehr kann. Bis alle Tränen draussen sind und ich vollkommen ausgetrocknet bin. 
Aber ich kann nicht. Ich muss weitermachen. Meine Tagesstruktur einhalten und mit einem Grinsen auf dem Gesicht zur Bushaltestelle fahren. Mit einem Grinsen den Tag überleben und mit nassen Augen und einem erschöpften Körper die Nacht beginnen, in welcher ich auch kämpfen muss. Kämpfen mit meinen Albträumen, die nicht vergehen wollen, nicht verblassen. Jedes Mal gleich stark auf mich zu rasen und mir die Luft zum Atmen abschnüren. 
Ja, ich bin erschöpft. Sehr sogar. Ich bin kein Roboter, auch mir geht irgendwann einmal die Kraft aus. Und jener Zeitpunkt drückt sich immer mehr in die Nahe Zukunft. 
Ich fürchte mich jetzt schon vor dem Tag, an dem ich einfach nur zusammenklappe und eine leblose Hülle werde. Erschöpft. Müde. Traurig. Verletzt. 
Ich weiss nicht, ob mir jemand wieder auf die Beine helfen kann, sobald ich es aufgegeben habe zu kämpfen. 

Mit Tränen in den Augen, T. 

4 Kommentare:

  1. Du wunderbare. Ich bin aus irgendeinem Grund so stolz auf dich und weine gleich. Kämpf weiter, kämpf, ich weiß dass du das kannst!
    Scheiße man, du weißt gar nicht wie sehr ich dich jetzt einfach mal gerne festhalten würde, in der Hoffnung es könnte vielleicht besser werden.
    Irgendwann wird es das. Irgendwann ist alles gut, ja?

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  2. Tatti, deine Geschichte ist echt hart und es nimmt einen schon arg mit, allein schon beim lesen. Aber die Tatsache, dass du bis jetzt schon durchgehalten und gekämpft hast, spricht eine deutliche Sprache. Du bist eines der sympathischsten Mädchen, die ich kenne. Ich wünsch' dir sehr, dass du das in naher Zukunft alles verkraften kannst und dich mit schönen Dingen ablenken kannst, so wie du es eigentlich verdient hast.

    "Hard Work Alway Pays Off"

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    1. Oh. Danke. Das bedeutet mir viel. DANKE DANKE DANKE! <3

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Nun ich hoffe doch sehr, dass du gleich etwas Sinnvolles schreiben wirst. Etwas, dass nicht gleich sofort in meiner Spambox landet und ich verzweifelt durchlese, weil es einfach keinen Sinn ergibt.
Ich hoffe stark, dass deine Nachrede zu einer positiveren Sorte gehört. Wie zum Beispiel grosse Lobhudeleien an meiner selbst. Dies wird immer gerne gesehen.
Ich hoffe hoffe hoffe, dass du dein Gehirn verwendest, falls du denn eines besitzt.