Wir sind in ein neues Haus gezogen. Ich war traurig, da ich alle meine Freunde zurückgelassen hatte. Und dass alles nur wegen meiner Mum. Ich war stocksauer. Wutentbrannt rannte ich die Treppe zum Dach hinauf. Auf dem Dach sah ich einen Jungen sitzen. Leise und vorsichtig ging ich zu ihm und setzte mich auf den Rand des Daches. Ich konnte bis zum Boden sehen, der 20 Stockwerke unter mir war. Erst jetzt fiel mir auf, dass er mich belustigt anschaute.
„Du hast Höhenangst, oder?“
„Kann sein.“ Ich lächelte schüchtern.
„Wie heisst du?“, fragte er mich grinsend.
„Tiziana und du?“, antwortete ich mechanisch.
„Tom. Du bist heute hier eingezogen. Ich hab dir von hier oben zugeschaut.“
Ich schaute seinen Augen nach und merkte, dass man von hier aus direkt in mein, mit Kisten vollgestopftes, Zimmer sehen konnte. Ich errötete.
„Ich muss wieder rein, meine Mutter köpft mich sonst.“, beendete ich die Stille traurig.
„Bis Morg’n.“, erwiderte er kurz und knapp. Er hatte mich nicht einmal angesehen.
Ich hatte fast die ganze Nacht nicht schlafen können, da ich immer an ihn gedacht hatte. Er faszinierte mich auf eine seltsame Art und Weise. Noch im frühen Morgen stürzte ich mich die Treppen zu ihm hoch. Er sass wieder da. Ich ging, wie am vorigen Tag, zu ihm und setzte mich.
„Hi.“, brachte ich hervor.
„Hey. Erzähl mir was von dir.“, antwortete er mir überraschend.
„Alles klar. Ich bin 15 und meine Lieb-“
„Nein, etwas, dass dich prägt. Nicht diese klassischen Floskeln.“, unterbrach er mich leise, aber bestimmt.
„Okay. Mein Vater hat sich kurz vor meinem 12. Geburtstag das Leben genommen. Meine Mum hat mir die Schuld an seinem Tod gegeben. Ich war lange Zeit traurig. Ich bin jetzt noch traurig. An manchen Tagen ist es schlimmer, an anderen weniger. Ich vermisse ihn sehr und gehe nicht gerne schlafen, da ich dann träume. Meine Träume enden nie wirklich gut. Meist weine ich, wenn ich aufwache, da ich meinen Vater sehe und ihn dann auf’s Neue verliere. Er hat mir einmal versprochen, dass er immer für mich da ist. Er hat gesagt, dass sein Wunsch ist, dass ich glücklich bin. Doch ich bin nicht glücklich. Er hat gesagt, dass er stolz auf mich ist, wenn ich nicht weine. Doch ich weine. Ich habe solche Angst, dass irgendwann der Tag kommt, wo ich vergesse wie seine Stimme klingt, oder wie sich eine Umarmung von ihm anfühlt. Genauso wie ich mich davor fürchte einzuschlafen, von ihm zu träumen und dann aufzuwachen und ihn zu verlieren.“
Ich schaute traurig hinunter.
"Hey, entspann dich. Ich weiss genau, dass es nicht deine Schuld war. Dein Vater liebte dich.", sagte er leise.
"Woher weisst du d-" Als ich mit tränenerfüllten Augen wieder in seine Richtung sah, war da nichts. Er war weg. Ich drehte mich, doch Niemand war da. Ich zitterte.
Als ich zurück ins Haus ging, war mein Kopf immer noch bei ihm. Wo war er hingegangen?
Beim Auspacken meiner Kisten fand ich ein Foto von meinem Vater in der Kindheit.
Er sah haargenau aus wie Tom.
Ich traf wirklich einmal auf Jemanden, der aussah wie mein Vater in der Kindheit, doch an dieser Person war nichts Besonderes. Sie löste sich nicht in Luft auf. Ich habe einfach keinen Kontakt mehr zu ihm.
All The Best, T.
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Nun ich hoffe doch sehr, dass du gleich etwas Sinnvolles schreiben wirst. Etwas, dass nicht gleich sofort in meiner Spambox landet und ich verzweifelt durchlese, weil es einfach keinen Sinn ergibt.
Ich hoffe stark, dass deine Nachrede zu einer positiveren Sorte gehört. Wie zum Beispiel grosse Lobhudeleien an meiner selbst. Dies wird immer gerne gesehen.
Ich hoffe hoffe hoffe, dass du dein Gehirn verwendest, falls du denn eines besitzt.