Dienstag, 15. Mai 2012

Lies

Sie liegt da. Denkt nach, denkt daran, was sie hätte anders machen können. Wie alles hätte ablaufen müssen, dass nicht solch ein Ende kommt. Dieses unerklärliche Ende.
Ein Schrei, so schrill, so voller Schmerz, ein Schmerz, der nicht mit einzelnen Worten erklärbar wäre.
Sie schliesst erschrocken ihren Mund. Angst, dass er zurückkommt und ihr wieder Schmerzen zufügt, erwacht. Er darf sie nicht hören, obwohl sie nicht ohne Grund so qualvoll schreit. Immer wieder kommen grässliche Krämpfe im ganzen Körper. Der kalte Schweiss tropft von ihrer Stirn.
„Wieso?“, flüstert sie erschöpft.
Sie hatte alles getan. Ihm alles gegeben.
Ihr Herz, jenes Herz, welches sie ihm mit Freuden geschenkt hatte, jenes Herz hämmerte – nun zerbrochen – in ihrer Brust.
Das Bett, welches sie mit ihm geteilt hatte, weil er ihr beteuerte, nicht ohne sie leben zu können. Dieses Bett, unter ihr – blutverschmiert.
Das Blut, ihr eigenes, färbt den hellen Birkenboden dunkelrot.
Ein Donnerschlag, sie zuckt zusammen. Der Blitz erleuchtet ihre von Tränen glänzenden Augen. Der Wind pfeift durch die Fensterritzen, über jene Ritzen hatte er sich vor nur einer Stunde beschwert. Doch schnell war es ihm egal. Seine lüsternen Augen sagten alles, was er im Sinn hatte.
Sie hasst sich für ihre Naivität, die sie in diese Lage gebracht hatte. Sie war nur in die Bar, um zu feiern, Spass zu haben. Doch, als sie ihn sah. Es war Liebe auf den ersten Blick. Für sie zumindest. Seine vom Alkohol glasigen Augen hatten sie gemustert, dass sie gleich rot wurde. Butter in seinen Händen. Als er ihr dann versprach, dass er ihr das schönste Geschenk geben würde, war sie sofort einverstanden. Sie ging mit ihm fort. In der Meinung, dass er dasselbe, wie sie fühlte.
Sie hatte nicht darauf geachtet, dass er nie erwähnte, wie die gemeinsame Zukunft aussehen wird. Nur das hier und jetzt.
Die Schuppen fielen erst im Nachhinein von ihren Augen. Erst, als es schon zu spät war.
Seine Stimme, von den vielen Zigaretten rauchig, diese Stimme hatte sie mit ein paar Worten, einem Kompliment nach dem anderen, verführt.
Die Versprechungen, von welchen sie jede einzelne geglaubt hatte.
Alles Lügen, sah sie jetzt klar vor ihrem inneren Auge.
Sie hatte ihm hingebungsvoll ihren willigen Körper gegeben. Jenen Körper, in dessen Bauch nun ein Messer steckt.
„Wieso?“, wispert sie ein weiteres Mal.
Nur weil sie an die wahre Liebe geglaubt hatte.
Ihr Husten wird zu einem grausigen Röcheln. Kurz bevor sie die Augen für immer schliesst, hört sie die Sirenen des viel zu späten Krankenwagens.

Kein Traum, keine Erinnerung - einfach ein Gedanke. Festgehalten, indem ich ihn niederschrieb.

Sincerely, T.

1 Kommentar:

  1. Dank-Tatze für die Aufgabe dieses Artikels. Ich wirklich genoß, über diese Gedanken zu lesen und werde zurück bald für neues Update sein.

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Nun ich hoffe doch sehr, dass du gleich etwas Sinnvolles schreiben wirst. Etwas, dass nicht gleich sofort in meiner Spambox landet und ich verzweifelt durchlese, weil es einfach keinen Sinn ergibt.
Ich hoffe stark, dass deine Nachrede zu einer positiveren Sorte gehört. Wie zum Beispiel grosse Lobhudeleien an meiner selbst. Dies wird immer gerne gesehen.
Ich hoffe hoffe hoffe, dass du dein Gehirn verwendest, falls du denn eines besitzt.